Südwest-Frankreich

La Rochelle

13.10.2016 

Schon als Mädchen habe ich über La Rochelle im Zusammenhang mit der Verfolgung der Hugenotten, vieles gelesen. Nun war ich gespannt, wie wir diese Stadt erleben werden.

 

Spät abends sind wir auf unserem Stellplatz angekommen. Trotzdem wollten wir eine erste Erkundigung in der Stadt durchführen. Zu Fuss machten wir uns auf den Weg. Erster Halt, eine Pizzeria beim alten Hafen. Das erste Mal, dass wir vom Essen nicht begeistert sind (man isst in Frankreich aber auch keine Pizzas).
Schnell finden wir den Weg in die Innenstadt und lassen uns von der tollen Atmosphäre begeistern. Viele junge Leute sitzen, trotz kühlen Temperaturen, im Freien und geniessen ihren Feierabend.

 

La Rochelle wird bereits im frühen 11. Jahrhundert in der Geschichte erwähnt. Während den Auseinandersetzungen mit England, wechselte die Stadt mehrmals den „Besitzer“. Im Laufe der Zeit entwickelte sie sich zur bedeutenden Hafenstadt. Den nautischen Charme hat sie bis heute beibehalten.

 

Früh am nächsten Morgen sind wir wieder losgezogen und haben die Stadt bei schönstem Wetter erkundet. Als erstes genehmigten wir uns einen Kaffee und dazu eine reich bestückte Crêpe in einer der ältesten und elegantesten Brasserien Frankreichs dem "Café de la Paix". Herrlich.

 

Begeistert hat uns das gesamte Stadtbild mit den vielen gut erhaltenen Türmen, wie der Tour de la Chaine und der Tour Saint – Nicolas, die früher den Hafen bei Gefahr, mittels gespannten Ketten, von einem Turm zum anderen, vor Feinden schützen konnte.

Ein Meisterwerk der Architektur ist das Rathaus und der dazugehörende Palais. Leider ist ein grosser Teil von dem erst im Jahr 2011 renovierten Gebäude, 2013 einem Feuer zum Opfer gefallen. Die Renovationsarbeiten sind aber jetzt, nach längerer Verzögerung, im vollen Gange.

 

Viele schöne Fachwerkhäuser sind in der Rue des Merciers, eine der schönsten und altertümlichsten Strassen der Stadt, zu bewundern.

 

Und natürlich interessiert uns das originell gestaltete Schiffs Museum mit den dazu gehörenden wunderschönen Oldtimer-Booten im Hafen. Das eine und andere erinnert uns an unser Segelboot, welches nach unserer Reise hoffentlich auch bald wieder so schmuck aussehen wird.

 

Bei einem feinen Gläschen Wein lassen wir es uns an der Sonne gut gehen und geniessen das muntere Treiben um uns herum. So lassen wir einen wunderbaren Tag ausklingen.

 

Am nächsten Morgen müssen wir leider unseren Standplatz verlassen, können uns aber vorher noch ausgiebig mit einem Herrn aus Deutschland austauschen, der genau das gleiche Carthago-WoMo besitzt wie wir.

 

Bevor wir nun definitiv weiterziehen, müssen wir noch den neuen Jachthafen besuchen, welcher vor wenigen Jahren fertig gestellt wurde. Die unglaubliche Anzahl von Booten mit einem riesigen Feld von Masten und Wanten, durch welches man kaum mehr hindurch sehen kann, erschlägt uns beinahe.  

 

Bordelais

Saint Emilion

Saint Emilion ist die eigentliche Geburtsstädte des Weinanbaus in der Bordelais. Bereits die Römer bauten Reben an und führten den Weinbau hier ein.

In dieser Gegend wird sehr hochwertiger Grand Cru Bordeaux angebaut. Spezielle Qualitätsüberwachungsmechanismen garantieren, dass alle paar Jahre die einzelnen Lagen neu beurteilt werden und welche Chateau's den Zusatz "Premier" tragen dürfen.

Das Dorf ist auch reich an historischen Bauten und ist extrem schön herausgeputzt. Sicher auch etwas touristisch, so gibt es unzählige Weinläden, welche einen Direktversandt der schönen und schweren "Holzkistchen" mit den edlen Tropfen nach Hause anbieten.

Chateau Haute Lamothe

16.10.16

Beim Sonntag-Nachmittags Spaziergang, von unserem Standplatz auf dem Camping "Le Pressoir" in Petit Palais et Cornemps,, nördlich von Bordeaux aus, sind wir in den Reben auf eine Traubenernte-Maschine gestossen.

Obwohl aufgewachsen und wohnhaft im grössten Weinbaugebiet im Kanton Zürich, haben wir eine solche Maschine noch nie gesehen. Der Juniorchef vom "Chateau Haut Lamothe", Alexander Champagne hat uns spontan die Funktion dieses spannenden Gerätes erklärt (siehe Filmsequenz).

Übrigens, Chateau heisst im Bordeaux-Weingebiet nicht zwingend, dass das Weingut ein Schloss hat, sondern ist die Bezeichnung grösserer Weingüter, welche sich über Generationen höhere Qualitäts-Standards erarbeitet haben, welche aber auch härteren Qualitätskontrollen unterworfen sind. Es gibt heute in der Bordelais über 1000 Chateaux's.

Die Winzer in der Bordelais sind bei den günstigeren Bordeaux-Weinen auf die Erntemaschinen angewiesen, da diese 40-60 Pflücker ersetzen. Die rein manuelle Ernte wäre heute gar nicht mehr möglich, weil soviel Personal in so kurzer Zeit nicht mehr aufgeboten werden kann.

Grosse Weingüter, mit zum Teil exorbitanten Wein-Preisen, bleiben bei der manuellen Lese und vermarkten diese als Qualitätsmerkmal. Obwohl bei den neusten Generation von Erntemaschinen, die Meinungen der Winzer weit auseinander gehen, ob eine Qualitätsminderung gegeben sei. Vor allem wenn nachfolgend eine separaten Aussortierung der Beeren erfolgt.

Nach dieser interessanten Demonstration durch den Chateau-Besitzer, hat er uns eingeladen am nächsten Tag sein "Chateau" zu besuchen. Dieser Einladung sind wir gerne gefolgt. Alexander's Mutter hat uns die weiteren Schritte bei der Weinlese bis zum Tank der ersten Gärung gezeigt. Selbstverständlich haben wir nach einer Degustation einige Flaschen "Chateau Haute Lamothe" im Wohnmobil gebunkert.

Dieser Besuch hat ein weiteres Mal gezeigt, wie offen und herzlich die Franzosen auf interessierte Besucher reagieren.

Wir haben einen super Eindruck über die Entstehung des Bordeaux-Weines bekommen.
Besten Dank an die Familie Champagne.

   

Bordeaux Stadt


19.10.2016

 

In der Vergangenheit wollten wir schon einige Mal die Stadt mit einem Segway besichtigen. Aus irgendeinem Grund hat es nie geklappt. Diesmal soll es anders sein, Internet sei Dank. Punkt 10 Uhr finden wir uns beim Vermieter ein und machen auch schon Bekanntschaft mit dem quirligen 2rädrigen Gefährt. Auf dem hauseigenen Platz nehmen wir die Instruktionen entgegen. Ganz einfach, aufsteigen, Füsse parallel, schön mittig und eine aufrechte Haltung einnehmen. Gewicht auf die Fussballen bedeutet vorwärts-, auf die Fersen rückwärtsfahren oder anhalten. Rechts und links lenkt man indem man den Lenker seitwärts bewegt.

 

Nach ein paar Runden auf dem Platz haben wir das schnell kapiert und es kann losgehen. Unser junger Guide nimmt sich eine Stunde Zeit und führt uns an die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Die meisten Gebäude sind im 18. Jahrhundert entstanden, einige auch schon früher. Es gibt viel zu sehen, aber am meisten Spass macht das Segway fahren. Rassig fahren wir im riesig angelegten Park Slalom zwischen den Bäumen. Da wir das Gefährt recht gut beherrschen, hebt der Guide die computergesteuerte Geschwindigkeitsbegrenzung auf und wir rauschen in flottem Tempo dem Fluss entlang. Viel zu schnell geht die Zeit vorbei und wir müssen zurückkehren und den Segway wieder abgeben.

Einen ersten Eindruck haben wir von Bordeaux erhalten und werden nun noch weitere Sehenswürdigkeiten, welche dieser Stunde Segway-Tour nicht drinnlagen, auf unseren E- Bikes anschauen. Und natürlich werden wir unsere obligate Turmbesteigung vornehmen. Dazu eignet sich am besten der 114m hohe Tour Saint-Michel, von dem wir eine wunderbare Sicht über die ganze Stadt haben.

   

 

Sauternes

20.10.16

Im Gegensatz zu Saint Emilion ist das Dorf Sauternes ein kleines verschlafenes "Nest", welches kaum vermuten lässt, dass der Dorfname für den weltberühmten Süsswein aus der Bordelais steht.

Unweit vor dem Dorfeingang liegt prominent auf einer Anhöhe das Weingut Chateau d'Arche, wo im Moment gerade die Spezialität des Sauternes-Weinbaugebietes, die angetrockneten und teilweise mit Edelschimmel überzogenen Trauben, über eine Zeitperiode von ca. 4-5 Wochen, geerntet werden. Hier muss definitiv von Hand abgelesen werden, damit der Anteil an vertrockneten und verschimmelten Beeren immer in etwa gleich ist. Deshalb erfolgt die Lese am gleichen Stock mehrmals. Eine aufwändige Sache. Im Gegensatz zu "normalem" Wein, wo pro Rebstock ca. eine 7,5 dl Flasche Wein als Ertrag gerechnet wird, resultiert beim Sauternes lediglich ein Glas davon. 

Der Betriebsleiter des Chateau d'Arche nimmt sich viel Zeit und erklärt uns den komplizierten Prozess, bis ein so schöner Sauternes-Süsswein steht.

Dieser honiggelbe Dessertwein gehört zu unseren absoluten Favoriten.

 

 

Wanderdüne "Dune du Pilat"

21.10.16

Die grösste Wanderdüne Europas, die Dune du Pilat" liegen etwas südlich vom Arcachon an der Atlantikküste. Am Vorabend angereist, suchen wir einen Campingplatz, um unsere leeren Batterien diverser Geräte aufladen zu können.

Keine Chance alle Plätze haben geschlossen. So beschliessen wir im Eingangsbereich eine Campingplatzes nah an der Düne zu übernachten. Da nach 24.00h kaum mehr Autos durchfuhren, hatten wir doch noch eine ruhige Nacht.

Am nächsten Morgen staunen wir nicht schlecht, als wir zum Schlafzimmerfenster rausschauen und die zauberhafte Bodennebelschicht im weitläufigen Buschland sehen. Der Herbst zieht nun definitiv auch hier ein.

Wir brechen auf um die "Dune du Pilat" zu besteigen, welche ca. 120 Meter hoch ist.

Es ist unglaublich, wenn man sich von der Strasse her durch den Wald zur  Düne hin bewegt, und man plötzlich eine über 100 Meter hohe gelbe Wand zwischen den Bäumen vor sich sieht und es nicht fassen kann, dass dies alles feinste, verwehte Sandköner sind.

 

Biarritz

Biarritz ist unsere letzte Station in Frankreich. Der kaiserliche Hochadel hat sich hier schon niedergelassen. Es ist ein klassisches Seebad, welches sich mit grossen Hotelbauten aus der "Belle Epoque" schmückt. Die grossen Atlantikwellen laufen hier, im Knie der französischen Westküste und der spanischen Nordküste, komprimiert an Land und brechen sich im flachen Wasser. So sind hier 3 Meter-Wellen an der Tagesordnung. Für uns haben diese wogenden Wassermassen eine besondere Faszination, welche uns kaum mehr loslässt.

Auch haben wir wieder einmal etwas Glück und laufen zufälligerweise an die französische Wellensurfer-Meisterschaft, welche hier in Biarritz während einer Woche abgehalten wird.

Biarritz gilt als Hochburg resp. "Hotspot" der europäischen Wellensurf-Szene.
Überrascht sind wir, wie sicher sich schon junge Knaben und Mädchen sich schon sicher auf ihren Brettern zwischen den Wellen bewegen.

Wir geniessen die Wettkampf -Atmosphäre und schauen dem bunten Treiben und den hochstehenden, begeisterten und mutigen Wettkämpfern zu bei ihren Darbietungen. Dies bei schönstem Wetter und Temperaturen über 20 Grad Celsius.

 

 

Eine kleine Bilanz über unseren 2-monatigen Aufenthalt in Frankreich:

- Frankreich ist ein abwechslungsreiches, schönes und geschichtsträchtiges Land.

- Die Franzosen sind mehrheitlich sehr zuvorkommend , nett und hilfsbereit. Sie sind gegenüber Wohnmobil-  und  
   Velofahrern äusserst tolerant und rücksichtsvoll.

- Das Angebot an Stell-  und Campingplätzen ist riesig. Stellplätze in Städten sind oft kostenlos

   (kein Wunder wird Frankreich als das Land der Wohnmobilisten und Camper bezeichnet).

   Auch kann man das WoMo bedenkenlos über Nacht auf irgendeinem Parkplatz abstellen. Ausser es ist ausdrücklich
   untersagt.

- Auch für die Velofahrer ist gesorgt. Es gibt ein grosses Angebot an städtischen, regionalen und nationalen Veloweg-Netzen,
  welche meist sauber zum Restverkehr und den Fussgängern abgetrennt sind. Man kann jedoch in den Fussgängerzonen der 
  Innenstädte bedenkenlos auch mit dem Velo fahren, natürlich mit der nötigen Rücksicht und angepasster
  Geschwindigkeit.

- Die Polizei war aufgrund der Terroranschläge in den Städten und bei nationalen Sehenswürdigkeiten, schwer bewaffnet  

  zusammen mit Armeeangehörigen präsent. Ansonsten war die Polizei kaum zu sehen oder zu spüren.

- Die Franzosen leben freiheitsliebend und individuell. So marschieren sie z.B. konsequent bei Rotlicht über die Fussgänger-
  streifen, wenn kein Auto kommt. 

 

 Insgesamt verlassen wir Frankreich nur ungern und denken immer wieder zurück an das feine Essen und die Riesenangebote
 in den Lebensmittelgeschäften. Insgesamt ist es kein Wunder, dass Frankreich das meist besuchte Land der Welt ist, mit jährlich beinahe 85 Mio. Touristen.