Nach Osten in die Wüste Marokkos

von Tafraoute via Agadir nach Ait Benhaddou

24.-25.03.18 

Die Rückfahrt aus dem Antiatlas-Gebirge nach Agadir, führt über eine andere Strecke als der Hinweg. Das Wetter zeigt sich von der besten Seite und die Temperaturen sind für uns bald hochsommerlich.

Wir durchqueren das karge und wüstenähnliche Gebirge über Hochplateaus. Die Strassen sind in einem ausgezeichneten Zustand. Marokko hat in den letzten Jahren im Süden viele Strassen ausgebaut und neu asphaltiert, nicht zuletzt auch für den Tourismus.

Zwei Nächte verbringen wir in Agadir, eine bemerkenswert schöne und gepflegte Stadt.  Am breiten Sandstrand am Atlantik werden relativ viele Hotelzimmer für Touristen angeboten, welche hier den europäischen Winter bei angenehmen Temperaturen aussitzen möchten. Auch für die Wohnmobilisten hat es um Agadir herum grosse Stellplätze gegeben, wo viele Europäer mit ihren WoMo's vor der kalten Jahreszeit flüchten. 

In diesem Winter verzeichnete Agadir jedoch höhere Niederschlagsmengen als sonst, der Durchschnitt von 330 Sonnentagen im Jahr, wurde damit etwas nach unten gedrückt. Aber der Regen fiel meist nur an der Küste und an den nordwestlichen Gebirgszügen. So reichte die Feuchte dann doch nicht aus, um auch im gebirgigen Hinterland den ersehnten Regen zu bringen.

Nun ist es für uns langsam an der Zeit den Rückweg nach Europa unter die Räder zu nehmen. Am 25.3 geht es los und wir fahren von Agadir östlich Richtung Sahara. Diese Strecke ist ebenfalls geprägt durch einsame, wüstenähnliche Hochebenen.  

 

 

Ait Benhaddou die schönste Lehmstadt Marokkos

25.-26.03.18 

Das ist ja eine grosse Ausnahme, dass drei Schweizer-Fahrzeuge alleine auf einem Campingplatz stehen! Schnell lernen wir die beiden Paare kennen. Es ist Susanna und Peter vom Bodensee, welche mit ihrem selbstgebauten und super konzipierten Allradfahrzeug praktisch schon um die halbe Welt gefahren sind. Das zweite Paar, Astrid und Hugo kommen aus Euthal SZ und sind einige Wochen in Marokko unterwegs. Wie wir es sonst eher von Holländern gewohnt sind, sitzen wir spontan zusammen und feiern den 50. Geburtstag von Peter (was wir so ganz nebenbei erfahren). Als es bereits dunkel ist und die Temperaturen sinken, verlängern wir den Abend in unserem WoMo, wo wir ganz nach Schweizer-Art, gemütlich an der Wärme, das Fondue von Peter und Susanna teilen. Zusammen mit dem Alkohol von Wein, Schnaps und Whisky, haben wir an diesem lustigen Abend sicher genügend Kalorien konsumiert, was einem opulenten Nachtessen entsprechen würde und es wird sehr spät, bis wir ins Bett kommen.

Mit einem etwas schweren Kopf, spazieren wir am Morgen zur berühmten befestigten Stadt (Ksar) Ait Benhaddou, wo Blockbuster-Filme wie Gladiator,  Jesus von Nazareth, Lawrence von Arabien, 007-Der Hauch des Todes, Alexander, Game of Thrones, Die Mumie und weitere 9 sehr bekannte Filme gedreht wurden. Die befestigte und komplett aus Stampflehm erbaute Stadt wurde 1987 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt. Der ehemalige Hauptort der Sippe der Ben Haddou entstand zwischen dem 12. und dem 16. Jahrhundert. Die damalige Einwohnerzahl wird von Historikern auf max. 1000 geschätzt. Die Stadt wurde in den letzten 100 Jahren zunehmend verlassen und entsprechend verfielen Teile der kleinen Stadt und der Kasbah. Durch die Verwendung als Kulisse der erwähnten Filme, wurden die Häuser des Ortes in den letzten 50 Jahren wieder sukzessive renoviert. In den letzten 18 Jahren sind nun umfangreiche Renovationsarbeiten durchgeführt worden. Durch die jüngst erfolgte Elektrifizierung, sind jetzt sogar wieder Familien in den Ortskern eingezogen. So scheint die Zukunft des historischen Ait Benhaddou als zunehmend gesichert. 

 

 

Ouarzazade

27-28.03.18

Ouarzazade, wird auch als das "Hollywood" Marokkos bezeichnet. Hier siedelten sich zwei grosse Filmstudios an, von welchen wir das CLA-Studio besuchen. Marokko bietet sich als Filmkulisse durch den Umstand an, dass es hier so viele unterschiedliche und fantastische Landschaften gibt. Die Arbeitskräfte sind äusserst günstig und Statisten sind zuhauf vorhanden, welche die Filmarbeit gewohnt sind. Vor allem ist hier die gesamte Studio-Infrastruktur aufgebaut, mit riesigen klimatisierten Hallen, wo auch alle Innenaufnahmen realisiert werden können.

Die monströsen Aussenkulissen Jerusalems, welche für den Monumentalfilm "Königreich der Himmel" verwendet wurden, interessieren uns speziell. Dafür müssen wir mit dem WoMo ca. 2 km über eine Naturpiste in die Steinwüste hinaus fahren. 

Die imposanten Kulissen sind wie immer "aussen fix innen nix" .

Danach steht noch ein weiteres wichtiges Ziel auf dem Programm, nämlich das etwa 10 Kilometer nördlich von Ouarzazade gelegenen, grösste Solarkraftwerk der Erde. Über dieses Projekt habe ich schon vor Jahren gelesen und möchte die einmalige Gelegenheit für einen Besuch dieses für die Menschheit revolutionären Kraftwerkes nutzen. In etwa 4-5 Jahren sollen mit der 4. Etappe total ca. 2 Gigawatt elektrische Leistung installiert sein, womit knapp 40% des marokkanischen Strombedarfs gedeckt werden soll. Leider steht am Eingang zum riesigen Areal  Wachpersonal, welches uns freundlich aber bestimmt zurückweist, da "Zutritt verboten", schade. Leider hat man in Marokko den Sinn des Slogans: "Tue Gutes und sprich davon" noch nicht erkannt. Dies wird sich sicher noch ändern und interessierte "Solarkraft -Touristen" (nicht zu verwechseln mit den Solar-hungrigen Touristen), wird in Zukunft für ein gutes Eintrittsgeld die ganze Technik präsentiert bekommen. So hoffe ich wenigstens!

Als Trost besuchen wir am nächsten Tag die Kasbah von Ouarzazade, welche zu den schönsten des Landes zählt.

 

 

Durch das Drâatal nach Zagora

29.-31.03.18

Südlich von Ouarzazade fliesst der Fluss Drâa durch das gleichnamige Tal knapp 200 km südwärts bis zur Stadt Zagora und danach weiter bis zum Atlantik. (Seitdem das Wasser des Flusses in der Nähe von Ouarzazade im Stausee "El Mansour Eddahbi" aufgefangen wird, erreicht der Drâa das Meer kaum mehr). Das Drâatal ist mit einer neu asphaltierten Strasse sehr gut erschlossen und bietet spektakuläre Natur. So lassen wir es uns nicht nehmen, diese Strecke unter die Räder zu nehmen.

Bei dem tollen Wetter und einer Strasse, die beinahe einer Rollschuhbahn gleichkommt, macht die Fahrt wirklich Spass.

Wir werden nicht enttäuscht. Das Tal ist fantastisch, die Strecke führt zuerst über den 1660 Meter hohen Pass "Tizi-n-Tinififf", durch eine wilde Gebirgslandschaft mit tiefen Schluchten, welche der Fluss Drâa in die Berge gefressen hat. Noch südlicher weitet sich das Tal und wunderschöne, grüne Oasen mit Dattelpalmen, wechseln sich ab mit befestigten, aus Stampflehm erstellten Ortschaften und Kasbahs.

In Zagora angekommen, platzieren wir uns im paradiesisch anmutenden Oasen-Camping "Oasis Palmier", mitten im Dattelpalmenhain. Es ist traumhaft schön und der Platz gefällt uns so gut, dass wir über Ostern drei Tage "die Seele baumeln" lassen. Einfach herrlich!