Fahrt in den Süden via Tiznit nach Tafraoute

Agadir Nationalpark Sousse-Massa

08.-10.03.18

Ziemlich genau nach einem Monat in Marrakech, machen wir uns auf den Weg Richtung Agadir. Die Stadt lassen wir vorerst rechts liegen und steuern direkt zum Campingplatz "Takat", zwischen dem Städtchen "Sidi-Bbi" und dem marokkanischen  Nationalpark "Sousse-Massa". In diesem etwa 350 km2 grossen Park, welcher nur mit einem Führer betreten werden darf, werden Bestände von bedrohten Tierarten aufgebaut und wieder ausgewildert, die einst im nördlichen Afrika weit verbreitet waren und in Marokko ausgerottet wurden.

Die dreistündige Fahrt durch den riesigen Park, welcher direkt an den Atlantik grenzt, zeigt, dass wilde Tiere in Marokko keine Chance hatten zu überleben, da sie über 200 Jahre rigoros gejagt wurden. Mit einer Wiederansiedelung, möchte Marokko diese Entwicklung etwas rückgängig machen. In dünn besiedelten Gebieten sollten diese Tierarten überleben können. Was aber nur funktioniert, wenn die dort lebenden Menschen ein Einkommen haben, eine Grundausbildung bekommen und aufgeklärt sind über das Zusammenleben zwischen Mensch und Tier.

 

 

Tiznit bis Tafraoute

10.-18.03.18 

Ida und ich möchten unbedingt das Wüstenstädtchen "Tafraoute" im Antiatlas-Gebirge besuchen, der südlichste Punkt auf der geplanten Route unserer dreijährigen Reise. Auf dem Weg dorthin machen wir aus wettertechnischen Gründen einen Zwischenhalt in der Stadt Tiznit, da wieder einmal (als grosse Ausnahme in dieser Region), ein Tiefdruckgebiet den Atlantik in diesen Breitengraden überquert. Die etwa 80'000 Einwohner zählende Stadt Südmarokkos ist Hauptort der gleichnamigen Provinz.

Tiznit ist die Hochburg der Gold- und Silberschmiede und es hat unzählige Juweliergeschäfte.
Edelmetallschmuck hat eine grosse Tradition in Marokko. Vor allem bei Hochzeiten wird der Schmuck reich getragen, wobei die Araber im  Norden eine Vorliebe für Goldschmuck haben,  die Berber im Süden und Atlasgebirge bevorzugen Silberschmuck.

Da es gemäss Wetterbericht an unserem angezielten Ort immer noch stark regnen soll, ziehen wir es vor, das wunderbare Wetter in Tiznit mit strahlend blauem Himmel zu geniessen.

Nach einigen Tagen können wir es kaum glauben , dass das Wetter in den Bergen bei Tafraoute immer noch so schlecht sein soll. Es stellt sich tatsächlich heraus, dass das Meteo-App "WeatherPro",  das Wetter für einen gleichnamigen Ort im Rifgebirge,  im Norden Marokkos, berechnet hat. So hält uns also nichts mehr in Tiznit und die Reise geht weiter zum richtigen Tafraoute im Süden.

 

 

 

Tafraoute (Wanderung um die Oase)

19.03.18 

 Am ersten Tag wollen wir die Umgebung etwas näher kennenlernen. Wir entschliessen uns für eine Tageswanderung rund um die Oase von Tafraoute. Es überrascht uns wie emsig hier gebaut und renoviert wird. Praktisch alle Strassen durch die Ortschaft sind frisch geteert. Der sichtbare Wohlstand in dieser kleinen Gebirgsstadt, welche auf ca. 1000 m.ü.M liegt, kommt einerseits von den vielen in Europa arbeitenden Einwohnern (vom Berberstamm der Ammeln), welche hier ein eigenes Haus bauen für den späteren Ruhestand. Andererseits sind die Ammeln bekannt als begabte Händler und  zunehmenden fliesst auch Geld vom Tourismus in die Stadt, da Tafraoute und die Umgebung einiges an eindrücklichen Landschaften zu bieten hat. 

 

 

Tafraoute (Die blauen Felsen von Marokko)

20.03.18 

Am zweiten Tag radeln wir mit den E-Bikes durch die Wüste zu den berühmten blauen Felsen, welche der belgische Künstler "Jean Verame" im Jahr 1984 mit Tonnen von Farbe in die Wüste gezaubert hat. Er hat bereits in der Sinai-Wüste etliche grosse Felsen farbig bemalt. Der Anblick wirkt etwas skurril aber es ist ein Anziehungspunkt für Touristen.

Die meist in der UN-Blauhelm-Farbe gehaltenen Felsen (dazwischen hat es auch hellgrüne- und rosafarbene), sind mittlerweile nachbemalt worden. Trotzdem holt sich die Natur die Felsen durch Sonne, Sandstürme und Regen wieder zurück, da die Farben zunehmend verblassen .

Ida und ich sind begeistert bei prächtigem Sonnenschein und angenehmer Wärme mit dem "Stromer"-Bike auf dem afrikanischen Kontinent durch die weite Wüste zu fahren "ein wirklich gutes Gefühl"!
(Bilder ohne Kommentar)

 

Tafraoute (E-Bike-Tour zu den Berbern)

21.03.18 

Am letzten Tag starten wir zu einer ehrgeizigen Route mit dem E-Bike durch das Tal der Ammeln, ein Stamm der Antiatlas-Berber. Wir pedalen 75 km um die nördlich-westliche Gebirgskette von Tafraoute. Auf diesem Weg liegen einige klassische Berberdörfer, deren Lehmhäuser wie Schwalbennester an die steilen Berghänge gebaut wurden. Viele dieser Häuser sind am verfallen, da einerseits durch die Abwanderung der jungen Leute der Raum nicht mehr beansprucht wird und andererseits der Unterhalt von Lehmbauten sehr zeitaufwändig ist. Es entstehen in den flacheren Talpartien neue Siedlungen  mit modernen Baumaterialien. Diese werden durch die in der "Fremde" arbeitenden Berber finanziert.

Die E-Bike Tour zeigt uns ein klassisches Antiatlastal, mit kargen Berghängen und fruchtbarem Talgrund, wo heute noch etwas Landwirtschaft betrieben wird. Die Natur holt sich jetzt die grossen Flächen der künstlich terrassierten Berghänge zurück. Viele Mauern und Mäuerchen zerfallen langsam aber sicher. Die zunehmend und lang anhaltenden  Dürreperioden in den letzten Jahrzehnten, zwingen die Bevölkerung die Bewirtschaftung der extremen Lagen aufzugeben. Die Bepflanzung und Bewässerung in den Terrassen an den Hängen muss bereits äusserst mühsam gewesen sein, als es noch nicht so trocken war.  Ich denke die Klimaerwärmung hat schon jetzt sichtbare Spuren hinterlassen und mit den ausfallenden Regenfällen hat Marokko ein Problem und die Situation scheint sich immer mehr zuzuspitzen.